Inhaltsverzeichnis:
- Sanierung auf der Strecke Berlin–Hamburg
- Umleitungen über Uelzen und Stendal
- Wittenberge besonders betroffen
- Kritik von Fahrgastverband und Politik
- Deutschlands größtes Ersatzprogramm
Sanierung auf der Strecke Berlin–Hamburg
Die 278 Kilometer lange Strecke wird grundlegend modernisiert. Davon werden 165 Kilometer Gleise sowie 250 Weichen komplett ausgetauscht. Zusätzlich sollen 28 Bahnhöfe entlang der Strecke erneuert oder erweitert werden. Ziel der Maßnahmen ist es, die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit des Zugverkehrs nachhaltig zu verbessern.
Achim Stauß, Sprecher der Deutschen Bahn, betonte, dass diese Generalsanierung notwendig sei. Die Bahn wolle damit die strukturellen Probleme auf den am stärksten frequentierten Korridoren langfristig beheben. Die Sperrung betrifft insbesondere die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.
Umleitungen über Uelzen und Stendal
Während der Bauarbeiten werden täglich 36 Direktverbindungen zwischen Berlin und Hamburg angeboten. Diese Fernzüge nehmen einen Umweg über Uelzen und Stendal. Das verlängert die Fahrzeit um rund 45 Minuten. Der EuroCity aus Prag endet vorzeitig in Berlin.
Zusätzlich gibt es bis zu 30 weitere Fernverbindungen mit Umstieg, zumeist in Hannover. Der Schienenersatzverkehr ist umfassend organisiert. Entlang von 26 Linien kommen über 170 Ersatzbusse zum Einsatz, was laut Bahn das größte Ersatzprogramm in der deutschen Geschichte darstellt.
| Verbindung | Umstieg | Verlängerung Fahrzeit | Ersatzverkehr |
|---|---|---|---|
| Berlin–Hamburg | Uelzen, Stendal | +45 Minuten | ICE |
| Berlin–Hamburg (Regional) | - | stark verlängert | Bus |
| Prag–Hamburg | Berlin (Ende) | entfällt | - |
Wittenberge besonders betroffen
Für die Pendlerstadt Wittenberge in der Prignitz hat die Sperrung erhebliche Auswirkungen. Die Stadt liegt etwa auf halber Strecke zwischen Berlin und Hamburg. Täglich nutzen viele Berufspendler die Verbindung nach Berlin.
Oliver Hermann, Bürgermeister der Stadt, äußerte Verständnis, sieht aber auch Chancen. Wittenberge erhält einen neuen Bahnsteig. Als kurzfristige Lösung fahren nun Ersatzbusse nach Stendal, wo Anschluss an die Fernzüge besteht. Trotzdem rechnet Stefan Hoch, Pendler aus Wittenberge, künftig mit doppelter Fahrzeit. Statt 1,5 Stunden werden es mindestens 3 Stunden pro Tag.
Zahlreiche Pendler organisieren sich über Messengerdienste wie Signal und bilden Fahrgemeinschaften. Auch das Auto wird zunehmend als Alternative genutzt.
Kritik von Fahrgastverband und Politik
Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert die lange Sperrung ohne Teilöffnungen als unverhältnismäßig. Martin Pogatzki, Vorsitzender des Verbands, fordert neue Konzepte für zukünftige Sanierungen. Auch der fehlende Einbau des europäischen Sicherungssystems ETCS wird kritisiert.
Detlev Tabbert, Verkehrsminister des Landes Brandenburg, hält das Konzept der Vollsperrung für nicht ausgereift. Eine halbseitige Sperrung sei jedoch auch keine Lösung gewesen, da sie Bauverzögerungen verursacht hätte.
Ulrich Lange vom Bundesverkehrsministerium sieht in der Maßnahme einen Teil der umfassenden Sanierungsstrategie des Bundes. Über 100 Milliarden Euro sollen in das Schienennetz investiert werden, davon 81 Milliarden noch in der laufenden Legislaturperiode.
Deutschlands größtes Ersatzprogramm
Der Schienenersatzverkehr entlang der Strecke Berlin–Hamburg gilt als der umfangreichste, den es bisher in Deutschland gab. Die Herausforderungen für Bahn, Fahrgäste und insbesondere Pendler sind erheblich. Dennoch soll die Maßnahme langfristig die Leistungsfähigkeit des Netzes stärken.
Die Bahn empfiehlt allen Reisenden, sich frühzeitig zu informieren und mehr Zeit einzuplanen. Wer auf den Fernverkehr angewiesen ist, muss sich in den kommenden neun Monaten auf Umwege und längere Fahrzeiten einstellen.
Quelle: RBB24, www.milekcorp.com/de