Montag, 09 Juni 2025 11:11

Berliner Fußballklubs zwischen Traum und Scheitern

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Bundesliga Bundesliga Foto: pixabay

Blau-Weiß 90, Tennis Borussia und Türkiyemspor – drei Klubs, ein gemeinsames Ziel: Profifußball in der Hauptstadt. In den vergangenen Jahrzehnten versuchten zahlreiche Vereine in Berlin, sich langfristig in der Spitze des deutschen Fußballs zu etablieren. Die Wege waren unterschiedlich, doch die Resultate ähnelten sich: kurze Erfolge, gefolgt von tiefen Abstürzen. Eine Rückschau auf drei gescheiterte Berliner Ambitionen zeigt, wie eng Euphorie und Ernüchterung beieinanderliegen.

Inhaltsverzeichnis:

Blau-Weiß 90 und der kurze Höhenflug

1986/87 spielte Blau-Weiß 90 Berlin eine Saison in der Bundesliga. Es war der Höhepunkt der Klubgeschichte und zugleich der Beginn des raschen Abstiegs. Der Aufstieg war möglich durch das Engagement von Konrad Kropatschek, einem wegen Kreditbetrugs verurteilten Werbekaufmann, der die Spieler mit eigenem Geld bezahlte. Der Verein musste lediglich die Prämien tragen. Einnahmen aus Spielerverkäufen standen allein Kropatschek zu.

Die Finanzierung des Projekts beruhte jedoch auf einem Schneeballsystem. Top-Stürmer Leo Bunk soll 20 Investoren gleichzeitig gehört haben. 1985 kaufte Sanitätsgroßhändler Hans Maringer die Spielerrechte für rund 3 Millionen Mark. Mit Schlagersänger Bernhard Brink produzierte der Verein sogar ein eigenes Lied, das bundesweit bekannt wurde. Der sportliche Erfolg blieb jedoch aus. Nur drei Siege und zwölf Unentschieden reichten nicht zum Klassenerhalt.

1992 entzog der Deutsche Fußball-Bund dem Klub die Lizenz. Der Verein meldete Konkurs an. Heute setzt der SV Blau-Weiß Berlin unter altem Namen die Tradition fort und spielt in der Landesliga.

Tennis Borussia und der Fall nach großen Plänen

Tennis Borussia war mehrfach Teil der Bundesliga – zuletzt 1976/77. Der Klub, 1902 gegründet, hatte viele illustre Unterstützer. Showmaster Hans Rosenthal führte lange den Vorsitz. Musikproduzent Jack White finanzierte Spieler wie Karl-Heinz Schnellinger. Auch als Trainer der erfolgreichen Frauenmannschaft war White aktiv.

In den 1990er Jahren übernahm der Finanzdienstleister der Göttinger Gruppe den hochverschuldeten Klub. Ziel war der Einzug in die Champions League. Die Realität sah anders aus: Trotz prominenter Trainer wie Hermann Gerland und Spieler wie Sergej Kirjakow scheiterte der Wiederaufstieg. Die Lizenz wurde entzogen, der Verein stieg in die Regionalliga ab. Heute spielt Tennis Borussia wieder in unteren Ligen.

Liste prominenter Persönlichkeiten bei TeBe:
Hans Rosenthal – Vereinsvorsitzender
Jack White – Finanzier und Trainer
Karl-Heinz Schnellinger – Nationalspieler
Hermann Gerland – Trainer
Sergej Kirjakow – Stürmer

Türkiyemspor und das knappe Scheitern

Türkiyemspor Berlin entstand 1987 aus dem BFC Izmirspor. Der Verein war einst Hoffnungsträger der türkischstämmigen Gemeinde. Innerhalb weniger Jahre schaffte er den Aufstieg in die drittklassige Oberliga. Spiele gegen Hertha BSC und Tennis Borussia zogen über 10.000 Zuschauer an.

In der Saison 1990/91 fehlte dem Verein nur ein Punkt zum Aufstieg in die 2. Bundesliga. Ein 0:5 gegen Tennis Borussia am letzten Spieltag beendete die Träume. Nach der Wiedervereinigung wuchs die Konkurrenz, vor allem durch Klubs aus dem Osten. Türkiyemspor konnte sich noch einige Jahre in der Drittklassigkeit halten, bevor der sportliche Niedergang begann.

Heute spielt Türkiyemspor in der Landesliga. Der Verein ist nach wie vor aktiv, doch die großen Pläne gehören der Vergangenheit an.

Drei Vereine, ein Schicksal

Blau-Weiß 90, Tennis Borussia und Türkiyemspor verband die Hoffnung auf Dauererfolg – und das abrupte Ende ihrer Ambitionen. Finanzielle Risiken, Managementfehler und strukturelle Hürden verhinderten den Durchbruch. Trotz historischer Höhepunkte erinnern sich viele Berliner eher an das Scheitern als an die Siege. Die Fußballgeschichte der Hauptstadt blieb damit lange Zeit fest in der Hand von Hertha BSC.

Quelle: RBB24, globewings.net/de

 

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