Inhaltsverzeichnis:
- Bernarda Albas Haus von Katie Mitchell eröffnet in Hamburg
- René Pollesch und Sam Max zeigen gesellschaftliche Brüche
- Digitale Ruinen und Virtual-Reality im Martin-Gropius-Bau
- Florentina Holzinger, Hakan Savas Mican und das Jubiläum des Forums
Bernarda Albas Haus von Katie Mitchell eröffnet in Hamburg
Die Eröffnungspremiere stammt aus Hamburg: Alice Birchs Version von "Bernarda Albas Haus", inszeniert von Katie Mitchell. Die fünf Töchter der tyrannischen Bernarda Alba werden nach dem Tod des Vaters zur jahrelangen Trauer im Haus gezwungen. Die patriarchalen Strukturen erscheinen hier als weiblich autoritär. Bettina Stucky verkörpert die alte Maria. Die Schauspielerin beschreibt die Inszenierung als komplex und fordernd. Die Vereinsamung der Frauen steht im Mittelpunkt, jede bleibt mit ihrem Schmerz allein.
Die Darbietung ist eine Parallel-Montage und unterstreicht die soziale Isolation. Damit spiegelt das Stück die gesellschaftliche Realität vieler Frauen wider. Stucky selbst wird außerdem den Alfred-Kerr-Darstellerpreis vergeben. Die Wahl erfolgt unter allen Darstellerinnen und Darstellern der gezeigten Stücke.
René Pollesch und Sam Max zeigen gesellschaftliche Brüche
Die Einladung von René Polleschs Stück "ja nichts ist ok" würdigt das Werk des 2024 verstorbenen Intendanten der Volksbühne. Die Inszenierung greift düstere Aspekte des modernen Lebens auf. Luise Vogt bringt mit Brechts "Die Gewehre der Frau Carrar" das Thema Krieg auf die Bühne des Münchner Theaters.
Ein weiterer ernster Beitrag ist das Stück "Double Serpent" von Sam Max, inszeniert von Ersan Mondtag. Thematisch geht es um sexuellen Missbrauch. Die Darstellung erfolgt ohne explizite Szenen. Stattdessen setzt Mondtag auf Andeutungen. Beate Heine, Intendantin in Wiesbaden, spricht von einer ästhetischen Herausforderung. Viele Zuschauer verlassen die Vorstellung vorzeitig.
Digitale Ruinen und Virtual-Reality im Martin-Gropius-Bau
Ein Höhepunkt der diesjährigen Ausgabe ist die VR-Performance "End of Life" des Wiener Kollektivs "Darum". Sie findet im Martin-Gropius-Bau statt und dauert 90 Minuten. Besucher*innen betreten mit Virtual-Reality-Brillen eine digitale Ruinenlandschaft. Die Aufführung regt zur Reflexion über das digitale Erbe der Menschheit an.
Das Kollektiv "Darum" gehört zu den sieben Regieteams, die erstmals beim Theatertreffen teilnehmen. Die digitale Präsentation ist eine Premiere in der Festivalgeschichte. Neue Medien und klassische Bühne treffen hier eindrucksvoll aufeinander.
Florentina Holzinger, Hakan Savas Mican und das Jubiläum des Forums
Florentina Holzingers feministische Oper "Sancta" bringt Skandal und Leidenschaft auf die Bühne der Berliner Volksbühne. Ergänzt wird sie durch "Unser Deutschlandmärchen", ein Migrationsdrama von Hakan Savas Mican am Maxim-Gorki-Theater. Beide Inszenierungen setzen musikalische und emotionale Akzente im sonst düsteren Programm.
Das Internationale Forum feiert in diesem Jahr sein 60. Jubiläum. Über 2.500 Alumni aus der ganzen Welt haben daran bisher teilgenommen. Zum Jubiläum werden ausgewählte Performances ehemaliger Teilnehmer*innen gezeigt. Ein weiterer Programmpunkt ist die Verleihung des Theaterpreises Berlin an Regisseur Christopher Rüping durch die Stiftung Preußische Seehandlung.
Neu ist, dass 3sat vier der ausgewählten Inszenierungen überträgt und ein Jahr lang in der Mediathek verfügbar macht. Damit wird das Theatertreffen 2024 auch digital einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich.
Quelle: RBB24, www.globewings.net/de