Inhaltsverzeichnis:
- Schließung der Kita Steinstraße und der Kita Unter den Eichen
- Finanzielle Probleme in allen Berliner Eigenbetrieben
- Rückgang der Nachfrage und Reaktionen der Gewerkschaft Verdi
- Neuer Personalschlüssel ab Januar
- Eltern loben reibungslosen Übergang
- Stabilisierung der Kitalandschaft in Berlin
Schließung der Kita Steinstraße und der Kita Unter den Eichen
Ein Blick in den Innenhof der Steinstraße zeigt leere Räume und Umzugskartons. Dort befand sich bis vor Kurzem eine Kita, die aus finanziellen Gründen nicht weitergeführt werden konnte. Acht Erzieherinnen und 48 Kinder mussten ihre Plätze aufgeben. Sie konnten in andere Einrichtungen wechseln, darunter in die größere Kita Mittelstraße, nur wenige Straßen entfernt.
Carolina Böhm von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), Jugendstadträtin in Steglitz-Zehlendorf und Vorsitzende des Verwaltungsrats des Eigenbetriebs Süd-West, erklärte, dass die Entscheidung schwergefallen sei. Dennoch sei sie notwendig gewesen, da die Kinderzahlen im letzten Jahr stark gesunken seien und die Einnahmen nicht mehr ausreichten. Bereits zuvor war die kleine Kita Unter den Eichen geschlossen worden – ebenfalls wegen fehlender Nachfrage. Weitere Schließungen sind derzeit im Bezirk nicht geplant.
Finanzielle Probleme in allen Berliner Eigenbetrieben
Die Situation betrifft jedoch nicht nur Steglitz-Zehlendorf. Auch die vier anderen Kita-Eigenbetriebe in Berlin stehen vor finanziellen Schwierigkeiten. Vor wenigen Wochen fand deshalb eine Krisensitzung bei der Senatsverwaltung für Bildung statt. Daran nahmen alle Geschäftsführer der Eigenbetriebe teil.
Senatorin Katharina Günther-Wünsch von der Christlich Demokratischen Union (CDU) erklärte, sie könne weitere Schließungen in der Hauptstadt nicht ausschließen. Die Eigenbetriebe müssten prüfen, wie sie ihre Einrichtungen wirtschaftlich stabilisieren könnten. Das könne durch die Reduzierung von Kitas, aber auch durch die Umsetzung von Personal geschehen. Beschäftigte könnten künftig in Bezirke versetzt werden, in denen die Nachfrage höher ist, zum Beispiel nach Spandau.
Rückgang der Nachfrage und Reaktionen der Gewerkschaft Verdi
Die Zahl der Kinder in Berliner Kitas ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Besonders stark betroffen sind die Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow und Mitte. Im August meldete die Bildungsverwaltung rund 19.000 freie Kita-Plätze in Berlin.
Die Gewerkschaft Verdi warnte vor zunehmendem Druck auf die Beschäftigten. Personalräte berichteten, dass Mitarbeiter ohne Mitbestimmung an andere Standorte versetzt würden. Verdi fordert daher klare Kriterien für Versetzungen sowie die Einbindung der Personalräte in alle Entscheidungen. Laut der Gewerkschaft drohe sonst eine Überlastung des Personals und eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.
Neuer Personalschlüssel ab Januar
Trotz der angespannten Lage will der Senat den Personalschlüssel verbessern. Ab Januar 2025 soll sich eine Erzieherin im Durchschnitt nur noch um vier Kinder kümmern, bisher waren es fünf. Durch diese Änderung können rund 2.500 Erzieherinnen und Erzieher im System gehalten werden, obwohl die Nachfrage gesunken ist.
Senatorin Günther-Wünsch sieht darin eine Chance zur Qualitätssteigerung. Verdi zeigt sich allerdings skeptisch. Die Gewerkschaft befürchtet, dass durch geplante Kürzungen beim Zuschlag für Kinder mit nichtdeutscher Herkunftssprache eine Verschlechterung eintreten könnte. Stattdessen soll ein sogenannter Partizipationszuschlag eingeführt werden, der Kitas mit mindestens 20 Prozent Kindern aus einkommensschwachen Familien unterstützt.
Eltern loben reibungslosen Übergang
Als die Schließung der Kita Steinstraße bekannt wurde, erhielten Eltern mehrere Angebote, um neue Einrichtungen kennenzulernen. Alle Kinder und alle Erzieherinnen fanden neue Plätze, meist in benachbarten Kitas. Jugendstadträtin Carolina Böhm berichtete, dass Eltern über Informationsveranstaltungen und Hospitationen umfassend informiert wurden.
Die stellvertretende Leiterin der Kita Mittelstraße, Nicole Rathke, erinnerte sich, dass anfangs Skepsis herrschte. Die Kita ist mit 190 Plätzen deutlich größer, dennoch verlief die Eingewöhnung erfolgreich. Geschwister und Freundesgruppen konnten zusammen bleiben. Das Feedback der Eltern war am Ende sehr positiv.
Stabilisierung der Kitalandschaft in Berlin
Mit der Schließung der beiden Einrichtungen hat der Eigenbetrieb Süd-West erste Maßnahmen zur finanziellen Stabilisierung umgesetzt. Andere Berliner Bezirke müssen jedoch noch nachziehen, um langfristig wirtschaftlich zu bleiben. Der Rückgang der Kinderzahlen zwingt die Stadt, Betreuungsstrukturen anzupassen und Personal neu zu verteilen.
Die Entwicklungen zeigen, dass sich die Berliner Kitalandschaft in einem Wandel befindet. Für Familien bedeutet das mehr Unsicherheit, aber auch Chancen für kleinere Gruppen und bessere Betreuung. Für die Verwaltung bleibt es eine Herausforderung, Balance zwischen Qualität, Wirtschaftlichkeit und sozialer Verantwortung zu halten.
Quelle: rbb24