Montag, 20 Oktober 2025 10:23

Räumung in der Berliner Habersaathstraße sorgt für Spannungen

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Polizei begleitet Räumung von Wohnungen in der Berliner Habersaathstraße. Polizei begleitet Räumung von Wohnungen in der Berliner Habersaathstraße. Pixabay/Foto illustrativ

Am Montagmorgen hat in Berlin-Mitte die Räumung mehrerer Wohnungen in der Habersaathstraße begonnen. Zwölf Wohnungen in dem bekannten Obdachlosenhausprojekt stehen unter Beschluss, von Polizei und Gerichtsvollziehern geräumt zu werden. Seit den frühen Morgenstunden sind zahlreiche Einsatzkräfte im Einsatz. Der Gebäudekomplex ist seit Jahren Gegenstand juristischer und politischer Auseinandersetzungen.

Inhaltsverzeichnis:

Polizei und Gerichtsvollzieher in der Habersaathstraße 48

Wie ein Sprecher der Berliner Polizei bestätigte, bestehen für das Gebäude mit der Hausnummer 48 zwölf offizielle Räumungsbeschlüsse. Rund 50 Polizeibeamte befanden sich zunächst vor Ort, um die Gerichtsvollzieher bei der Durchführung der Maßnahme zu unterstützen. Im Laufe des Vormittags wurde die Zahl der eingesetzten Kräfte auf 130 erhöht.

Laut Polizeiangaben kam es während des Einsatzes zu Zwischenfällen. Aus dem Nachbargebäude mit der Nummer 46 wurden Böller auf die Einsatzkräfte gefeuert. Daraufhin rückten etwa 20 Beamte in das Gebäude ein. Es blieb jedoch bei Sachschäden, Verletzte wurden zunächst nicht gemeldet.

Proteste der Initiative „Leerstand Hab-ich-saath“

Parallel zur Räumung fand eine Demonstration statt, organisiert von der Initiative „Leerstand Hab-ich-saath“. Rund 50 Personen versammelten sich vor dem Gebäudekomplex. Die Initiative erklärte, sie wolle verhindern, dass frühere Obdachlose erneut ihre Unterkunft verlieren.

Die Organisatoren kritisierten den Zeitpunkt der Räumung, da die Temperaturen in Berlin weiter sinken und der Winter bevorsteht. Sie verwiesen auf die steigende Zahl wohnungsloser Menschen in der Hauptstadt. Nach ihren Angaben sei der Räumungsbeschluss sozialpolitisch nicht vertretbar.

Zur Situation vor Ort gab eine Reporterin des rbb an, dass die Stimmung angespannt, aber überwiegend friedlich geblieben sei. Die Polizei hielt einen Sicherheitsabstand zu den Demonstrierenden ein und sicherte die Zugänge zum Gelände ab.

Geschichte des Gebäudekomplexes

Das betroffene Gebäude war früher ein Schwesternwohnheim der Charité. Seit 2019 setzt sich der Bezirk Mitte dafür ein, das Gelände zu sanieren und wieder zu vermieten. Im Winter 2021/22 besetzten rund 50 Obdachlose und Aktivisten der Initiative „Leerstand-Hab-ich-Saath“ einen Teil des Wohnblocks. Andere Einheiten wurden zeitweise von Geflüchteten bewohnt.

Die Nutzung des Hauses entwickelte sich in den Folgejahren zu einem Symbol für die Berliner Wohnungspolitik. Während soziale Initiativen auf Erhalt und Umnutzung drängten, verfolgte der Eigentümer andere Pläne. Der Konflikt eskalierte, als die Baugenehmigung für den Abriss erteilt wurde.

Abrissgenehmigung und Verpflichtung der Eigentümerfirma Arcadia Estate

Im Jahr 2024 erhielt die Eigentümerfirma Arcadia Estate die Genehmigung, den Gebäudekomplex abzureißen. Vor Beginn des Abrisses muss das Unternehmen laut Bezirksamt den bisherigen Mietern mit gültigen Verträgen Ersatzwohnungen zur Verfügung stellen. Diese Wohnungen müssen zu einem angemessenen Mietpreis angeboten werden.

Bis zur Umsetzung dieser Auflage bleibt unklar, wann die Abrissarbeiten tatsächlich beginnen können. Der Bezirk Mitte kündigte an, den Prozess weiterhin eng zu begleiten. Die Diskussion über die Zukunft der Habersaathstraße wird damit erneut Teil der Berliner Wohnungspolitik.

Die Räumung an der Habersaathstraße steht exemplarisch für den wachsenden Druck auf den Berliner Wohnungsmarkt. Zwischen Eigentumsinteressen, sozialen Projekten und behördlichen Auflagen bleibt die Situation angespannt. Das Schicksal der betroffenen Bewohner zeigt, wie komplex die Fragen rund um Wohnraum und soziale Verantwortung in der Hauptstadt geworden sind.

Quelle: rbb24, www.welt.sn2world.com

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