Mittwoch, 07 Mai 2025 09:59

Zukunft der Berliner CSD-Parade ungewiss - Sponsoren springen ab

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Berliner CSD Berliner CSD pixabay/Foto illustrativ

Die Berliner CSD-Parade zählt seit Jahren zu den größten queeren Veranstaltungen Europas. Doch dieses Jahr fehlen dem Verein Berliner CSD e.V. rund 200.000 Euro zur Durchführung des Events. Gründe dafür sind unter anderem das Ausbleiben internationaler Sponsoren, wirtschaftliche Unsicherheiten sowie gesellschaftspolitische Veränderungen.

Inhaltsverzeichnis:

US-Konzerne wie Google und Microsoft sagen ab

Rund 100.000 Euro wurden bereits durch Sparmaßnahmen kompensiert. Dennoch steht die Parade am 26. Juli 2025 vor einer ungewissen Zukunft. Die Organisator:innen warnen, dass ohne weitere Unterstützung wesentliche Elemente wie Bühnen, sanitäre Anlagen oder sogar die Abschlusskundgebung entfallen könnten.

Zum ersten Mal seit Jahren verzichtet jedes US-amerikanische Unternehmen auf eine finanzielle Beteiligung am Berliner CSD. Die Absagen häufen sich. Marcel Voges, Vorstandsmitglied des Berliner CSD e.V., vermutet einen Zusammenhang mit politischen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten. Hinter vorgehaltener Hand hätten mehrere Konzerne auf Vorgaben aus den USA verwiesen.

Diese Entwicklung fällt mit der wiedererstarkten Präsenz von Donald Trump in der US-Politik zusammen. Seit seiner Rückkehr auf die politische Bühne übt Trump Druck auf Unternehmen aus, Diversity-Programme zurückzufahren. Einige Großunternehmen folgten dieser Linie bereits. Die Folge: Weniger Geld für queere Projekte auch außerhalb der USA.

Auch deutsche Unternehmen werden vorsichtiger

Nicht nur aus dem Ausland bleiben Mittel aus. Auch deutsche Firmen wie etwa Adidas oder Siemens zögern, sich wie in der Vergangenheit am CSD zu beteiligen. Als Grund nennen sie die angespannte Wirtschaftslage. Gleichzeitig spüren die Organisator:innen einen gesellschaftlichen Wandel.

Der Druck auf die queere Community wächst. Rechte Narrative gewinnen an Einfluss. Diese Entwicklung verunsichert potenzielle Unterstützer, so Voges. Viele Unternehmen scheinen ihre Sponsoring-Entscheidungen stärker politisch zu prüfen.

Einzelne Partner halten dennoch Kurs:

  • Rewe wird auch in den nächsten zwei Jahren Sponsor bleiben
  • Die BVG stellt erneut einen Inklusionsbus und einen eigenen Truck zur Verfügung
  • Mercedes-Benz zögert noch mit einer finalen Entscheidung

Weniger Angebote, eingeschränkte Barrierefreiheit

Der Berliner CSD e.V. musste bereits erste Maßnahmen ergreifen. Es wird 2025 deutlich weniger Programmpunkte geben als in den Vorjahren. Veranstaltungen im Rahmen des Pride Month werden kaum gefördert. Auch bei der Barrierefreiheit gibt es Kürzungen, etwa bei Rollstuhlpodesten und Gebärdendolmetscher:innen.

Ein Vergleich mit dem Winter-CSD zeigt, wie eine abgespeckte Version aussehen könnte. Doch viele warnen davor, das Format zu stark zu reduzieren. Mehr als 350.000 Teilnehmende kamen im letzten Jahr. Eine so große Menge erfordert ein Mindestmaß an Sicherheit und Infrastruktur.

Neue Finanzierungskonzepte notwendig

Ein Spendenaufruf des Vereins brachte bisher rund 10.000 Euro ein. Weitere Aktionen sind geplant. Trotzdem bleibt die Finanzierungslücke erheblich. Kritiker nutzen die Situation, um die zunehmende Kommerzialisierung der Parade infrage zu stellen.

Pavlo Stroblja vom Netzwerk Queermentor forderte in einem offenen Brief eine neue Verteilung der Verantwortung. Sein Vorschlag: Unternehmen, die sich am CSD beteiligen, sollen verpflichtend auch lokale queere Organisationen unterstützen.

Der Berliner CSD-Verein denkt inzwischen ähnlich. Die Abhängigkeit von großen Sponsoren soll in Zukunft reduziert werden. Lokale Partnerschaften mit Berliner Betrieben und eine stärkere Einbindung der Stadtgesellschaft stehen im Fokus.

Ob die Parade auch 2026 in ihrer bisherigen Form stattfinden kann, bleibt offen. Doch Marcel Voges ist sich sicher: „Einen Berliner CSD wird es immer geben. Nur die Größe ist ungewiss.“

Quelle: RBB24, www.welt.sn2world.com