Dienstag, 06 April 2021 16:10

Wie aus Schrott Kunst werden kann

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Schrotthandel in Wiesbaden Schrotthandel in Wiesbaden pixabay

„Ist das Kunst oder kann das weg?“ – diesen Spruch hat wahrscheinlich jeder schon einmal gehört. Allerdings steckt in diesem durchaus etwas Wahres, denn auch aus Schrott können beeindruckende Kunstwerke geschaffen werden.

 

Ambitionierte Künstler, oder die, die es noch werden möchten, sind daher gut beraten, sich einmal auf einem Schrottplatz in der Nähe, beispielsweise dem Schrotthandel in Wiesbaden, genauer umzusehen. Zwei außergewöhnliche Beispiele, die zeigen, wie aus Schrott wahre Kunstwerke geschaffen werden können, hält der folgende Beitrag bereit.

Kössen: Das Projekt „Transformationen“

In Kössen in Tirol gibt es beispielsweise das Projekt „Transformationen“. Im Zuge dieses Kunstprojektes wurde unter anderem eine Skulptur aus Metall geschaffen, welche das Thema des Recyclings von Rohstoffen auf außergewöhnliche Art und Weise symbolisiert.

Im Fokus des Kunstprojektes steht die aktuelle Müllproblematik. Das Werk von Stefan Schwentner, welcher die Tiroler Edelschmiede betreibt, drückt einen kritischen Blick auf den Umgang der Industriegesellschaft mit dem Werkstoff Metall aus. Der Titel des Werkes lautet „DNA“ – es besteht aus mehreren DNA-Strängen, die aus Altmetall gefertigt sind und dabei die einzelnen Zwischenstationen des Materials darstellen. Betont wird so die Notwendigkeit, den Rohstoff Metall durchdacht wiederzuverwerten.

Den Ursprung der Kunst in Kössen bildete ein Bauprojekt. Um für die Gemeinde einen Hochwasserschutz einzurichten, wurden entlang des Flusses Ache in Kössen Bauarbeiten durchgeführt. Die Arbeiten umfassten dabei auch die Entsorgung einer Müllhalde.

Das Projekt „Transformationen“ wurde ins Leben gerufen, als im Zuge der Entsorgung Unmengen an Abfall und Schrott auftauchten. Insgesamt erschufen rund 20 österreichische, deutsche und iranische Künstler Kunstwerke, die zum Nachdenken anregen. Die Altlasten wurden im Rahmen des Projektes so mit einer völlig neuen Bedeutung versehen.

Eindrucksvolle Stahlgiganten aus zerlegten Motoren, Lastern und Motorrädern

Die Künstlerin Steffi Glück nutzt ihre Kreativität und viel Körpereinsatz, um eindrucksvolle Stahlgiganten aus zerlegten Lastern, Motorrädern und Motoren zu schaffen. So entstehen häufig maßstabsgetreue Werke aus Altmetall – einige von ihnen sind bald in dem geplanten Geopark in Sachsen zu bewundern.

Kürzlich wurden einige Skulpturen der Künstlerin aus Osdorf in Norddeutschland 600 Kilometer in die Gemeinde Dorfhain in Sachsen transportiert. Die Figuren, die aus zerlegten Motoren oder alten Fahrzeugen gefertigt sind, sollen das neue Highlight im geplanten Geopark werden. Für den Transport war es nötig, dass die Skulpturen zerlegt werden konnten – schließlich weisen viele von ihnen beeindruckende Dimensionen auf.

Neben Schafen aus Ventilfedern, Kickstartern und Zündkerzen, musste auch ein maßstabsgetreuer Mercedes SLR Flügeltürer mit einem Gewicht von 1,3 Tonnen transportiert werden. Alles andere als klein sind jedoch auch die Superhelden Superman und Batman mit einer Größe von beachtlichen 2,5 Metern.

Das zehnköpfige Team von „Giganten aus Stahl“ stellt rund 80 Prozent ihrer Kunstwerke im Auftrag von Kunden her. Dabei ist es wichtig, die Vorstellungen der Kunden genau zu verstehen. Dazu wird auf den Boden im ersten Schritt ein Entwurf gezeichnet. Für das dreidimensionale Gestell wird dann Baudraht zurechtgebogen. Danach folgt die Bearbeitung der einzelnen Teile, bevor alles zusammengeschweißt wird.

Somit stellt die Kunst von Steffi Glück ein weiteres beeindruckendes Beispiel dafür dar, dass Müll längst nicht nur Müll ist. Besonders in Zeiten der Klimakrise sind die Themen Recycling und Nachhaltigkeit von einer enormen Bedeutung, sodass es überaus erfreulich ist, dass die Künstler dieser Bewegung symbolisch vorangehen.