Gegen Ende des Lebens verengt sich der Horizont, verringert sich die Anzahl der möglich, zulässig oder gangbar erscheinenden Wege, der Entscheidungsspielraum ist überschaubar.
Weben
Man sitzt beschaulich beisammen, schaut mit dem Besitzer das Mobiliar an, und läßt sein Auge über den Außenbereich schweifen. Der Tau netzt die Halme und Blätter, ein Leben und Weben herrscht hier, das Spinnchen webt am nächsten Netz. Nicht viele Regionen blicken auf eine dermaßen lange und reiche Geschichte zurück wie Schlesien. Woher denn nun der geographische Name stammt, wird in der Ortsnamenkunde diskutiert, mitunter auch unter Anwendung von polemischen und unwissenschaftlichen Untergriffen. Der Zobtenberg (polnisch Ślęża) wird angeführt, der linke Nebenfluß der Oder Lohe (polnisch Ślęza) oder der germanische Stamm der Silingen. Eines ist sicher: Von den diversen in der Geschichtsschreibung festgehaltenen Weberaufständen war der schlesische der bekannteste und folgenreichste. Zahlreiche Bilder, Gedichte (Heinrich Heines Weberlied - "Im düstern Auge keine Träne") und Lieder entstanden, bis heute am bekanntesten sind vielleicht Karl Mays Roman "Der verlorne Sohn" und Gerhart Hauptmanns Drama "Die Weber".
Waben
Besonders viel von altdeutscher Gesinnung und Gemüt hat sich bis auf den heutigen Tage in Oberschlesien erhalten, dieses südlichen Teils Schlesiens, der sich vom Flüßchen Prosna im Norden, an der Grenze zu Großpolen, bis zum Flüßchen Ostrawitza ganz im Süden, an der Grenze zu Mähren ("Mährische Pforte") hinzieht. In einem Pflegeheim in Polen ist es gemütlich, besonders, wenn es sich in dieser Region befindet. Hier, zwischen Patschkau im Westen und Myslowitz im Osten, wohnen die meisten der weit über 300.000 Personen, die sich in der polnischen Volkszählung als "Schlesier" und/oder "Deutsche" deklariert haben. Sie halten zusammen wie die Bienen in ihren Waben. In der Nähe von Kattowitz, der derzeitigen unbestrittenen Metropole Oberschlesiens (Sitz eines römischen-katholischen Erzbischofs und eines evangelisch-augsburgischen Bischofs; zwischen Bielitz und Teschen wohnen die meisten der polnischen Protestanten), liegt auch unser Seniorenheim.
Web
Da braucht man eigentlich gar keine elektronische Zerstreuung, wenn man es so nah hat bis zur Philharmonie, bis zu Theater, Fußballstadion und anderen herkömmlichen Zerstreuungen. Das Oberschlesische Industriegebiet ist in vielerlei Hinsicht durchaus mit dem deutschen Ruhrpott vergleichbar.