Mittwoch, 18 Dezember 2024 16:58

Krise im Berliner Gesundheitswesen - Ärztemangel droht

Artikel bewerten
(0 Stimmen)
Ärztemangel-Berlin Ärztemangel-Berlin pixabay/Foto illustrativ

Die medizinische Versorgung in Berlin steht vor einer erheblichen Herausforderung. Laut einer aktuellen Umfrage des Hausärzteverbands Berlin und Brandenburg denken 15 Prozent der Allgemeinmediziner:innen über einen „Systemausstieg“ nach, sollte die geplante Gesundheitsreform weiterhin ausbleiben. Diese Entwicklung könnte das ohnehin angespannte Gesundheitssystem der Hauptstadt weiter belasten.

Inhaltsverzeichnis:

Reformstau gefährdet das hausärztegesetz

Der Hauptgrund für die Unzufriedenheit der Ärzt:innen ist das auf Eis gelegte Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz, auch bekannt als „Hausärztegesetz“. Dieses Gesetz sollte die Deckelung der Quartalsbudgets in den Praxen beenden. Derzeit erhalten Hausärzt:innen für die Behandlung zusätzlicher Patient:innen nur eine geringere Vergütung von den Krankenkassen. Die geplante Reform scheiterte jedoch an der fehlenden Mehrheit auf Bundesebene, was bei vielen Ärzt:innen Frustration und Existenzängste auslöst.

Laut der Umfrage, an der 262 Mediziner:innen teilnahmen, überlegen 51 Prozent der Praxisinhaber:innen, ihre Praxen zu schließen oder ihren Kassensitz abzugeben. Die finanziellen Belastungen durch das aktuelle Vergütungssystem führen bei einem Fünftel der Befragten zu ernsthafter Verzweiflung.

Mangel an allgemeinärzt - innen in ostbezirken

Besonders stark betroffen sind die Ostbezirke Berlins, wo bereits seit Jahren ein erheblicher Mangel an Allgemeinmediziner:innen herrscht. Die Kassenärztliche Vereinigung hat Schwierigkeiten, rund 130 freie Sitze zu besetzen, trotz finanzieller Anreize von bis zu 60.000 Euro für eine Neugründung. Dieser Engpass gefährdet die flächendeckende Versorgung in der Region und könnte sich weiter verschärfen, falls Praxisschließungen zunehmen.

Darüber hinaus zögern 89 Prozent der angestellten Ärzt:innen aufgrund der derzeitigen Bedingungen, sich selbstständig zu machen. Die Unsicherheit und die Herausforderungen bei der Finanzierung von Personal und Betriebskosten schrecken viele davon ab, eine eigene Praxis zu eröffnen.

Kritische meinungen zur entbudgetierung

Mehrere Krankenkassen äußern jedoch Zweifel, ob die sogenannte Entbudgetierung die Situation verbessern würde. Einige Experten befürchten, dass eine Abschaffung der Budgetdeckelung lediglich zu höheren Beiträgen für die Versicherten führen könnte, ohne die Versorgung substanziell zu verbessern. Diese Einschätzung sorgt für weitere Diskussionen auf politischer Ebene, während die Ärzt:innen auf konkrete Maßnahmen warten.

Ausblick auf die zukunft des gesundheitssystems

Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf im Berliner Gesundheitssystem. Ohne zeitnahe Reformen drohen nicht nur Schließungen von Hausarztpraxen, sondern auch eine Verschärfung des ohnehin bestehenden Versorgungsmangels in strukturschwachen Regionen. Eine Lösung des Problems erfordert ein ausgewogenes Zusammenspiel von politischem Willen, finanzieller Unterstützung und struktureller Reform.

Quelle:  www.milekcorp.com/de, tagesspiegel.de 

Ähnliche Artikel

  • Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen auf dem Weihnachtsmarkt Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen auf dem Weihnachtsmarkt

    Am Freitagabend erschütterte eine schreckliche Attacke den Magdeburger Weihnachtsmarkt, bei der vier Menschen, darunter ein Kind, ums Leben kamen. Zahlreiche weitere Personen wurden verletzt. Dieses tragische Ereignis hat unmittelbare Auswirkungen auf die Sicherheitsmaßnahmen in Berlin und Brandenburg.

  • Proteste gegen Sparprogramm 2025 - Stimmen der Kritik werden lauter Proteste gegen Sparprogramm 2025 - Stimmen der Kritik werden lauter

    Am Donnerstag demonstrierten rund 3.000 Menschen vor dem Berliner Abgeordnetenhaus gegen die beschlossenen Einsparungen im Haushalt 2025. Besonders im Fokus standen die Kürzungen im Bereich Wissenschaft und Hochschulen. Gewerkschaften und Vertreter der Landesrektorenkonferenz warnten, dass diese Maßnahmen den Wissenschaftsstandort Berlin erheblich gefährden könnten. Der Berliner Senat unter Leitung von Bürgermeister Kai Wegner (CDU) verteidigte jedoch die Einsparungen als notwendige Maßnahme, um die finanzielle Stabilität der Stadt zu sichern.

  • Rekordpreise für Luxuswohnungen in Berlin Rekordpreise für Luxuswohnungen in Berlin

    Die Mietpreise in Berlin haben eine neue Rekordhöhe erreicht. Besonders im Luxussegment führt die Hauptstadt deutschlandweit. Eine Analyse des Immobilienportals „Immowelt“ zeigt, dass die teuersten Mietwohnungen Deutschlands hier dominieren. Monatsmieten im fünfstelligen Bereich sind keine Seltenheit mehr.

  • Berlin - Tod eines Mannes mit hochexplosivem Sprengstoff bestätigt Berlin - Tod eines Mannes mit hochexplosivem Sprengstoff bestätigt

    Ein Mann, der Ende Oktober mit gefährlichem Sprengstoff in Berlin-Neukölln aufgegriffen wurde, ist tot. Dies bestätigte ein DNA-Gutachten, wie die Berliner Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte. Der 34-Jährige aus Polen starb bei einem Unfall mit Sprengstoff am 24. November in Niedersachsen.

  • Berliner Senat plant Einsparungen im Hochschulbereich Berliner Senat plant Einsparungen im Hochschulbereich

    Die Berliner Hochschulen stehen vor bedeutenden finanziellen Herausforderungen. Der Berliner Senat hat Einsparungen angekündigt, die sich auf Studierende und das Personal auswirken könnten. Die geplanten Maßnahmen umfassen höhere Sozialbeiträge und Kürzungen bei Zuschüssen.